Situative aktuelle Prüfungsangst (SPA)

Stellen Sie sich vor: Sie müssen gleich zur Prüfung antreten!
Im folgenden sollen Sie Angaben darüber machen, wie Sie sich im Augenblick fühlen.
Es kommt nicht darauf an, wie Sie sich im Allgemeinen oder gelegentlich fühlen, sondern,
wie gut die folgenden Worte Ihren Gefühlszustand zum jetzigen Zeitpunkt widerspiegeln.
Je mehr das Wort für Sie zutrifft, desto weiter links klicken Sie an,
je weniger das Wort Ihren Gefühlszustand widerspiegelt, desto mehr rechts klicken Sie an! 
                         Ich fühle mich zur Zeit 

               sehr                                 überhaupt nicht 

    ängstlich: ------------------------------

    aufgeregt: ------------------------------

     unsicher: ------------------------------

      besorgt: ------------------------------

   angespannt: ------------------------------

    furchtsam: ------------------------------

 angsterfüllt: ------------------------------

       nervös: ------------------------------

Fearthermometer (FT)
Kreuzen Sie bitte auf der folgenden Skala an, wie viel Angst Sie
zum gegenwärtigen Zeitpunkt empfinden!
 
0 =
überhaupt
keine Angst

0
-
1
-
2
-
3
-
4
-
-
-
-
-
- 
10 
10=
panische
Angst


Ihr Ergebnis
Situative aktuelle Prüfungsangst (SPA)
Fearthermometer (FT)
Datum der Beantwortung

Einige Informationen zu SPA und FT

Warum fehlen hier die Normen?

Hier wird aktuelle Angst gemessen und diese hängt entscheidend von der entsprechenden Situation ab. Wenn überhaupt, so müssten hier also situationsbezogene Normen stehen. Aber auch derartige Normen wären schwierig zu interpretieren.

Erhebungen unmittelbar vor einer Klausur

Die Fragen wurden zur Messung von Angst unmittelbar vor einer Klausur oder Klassenarbeit eingesetzt. Dabei stand vor der Anfangsinstruktion noch der Hinweis: Sie bekommen gleich die Klausur (Klassenarbeit) zur Bearbeitung. Folglich wurde so die situative aktuelle Prüfungsangst erfasst und zwar mit 2 Verfahren
  • die situative aktuelle Prüfungsangst (SPA) als Summe aus den umgepolten ersten 8 Items
  • das Fearthermomether (FT) als Punktwert auf der 11 Punkteskala.
  • Ergebnisse und Analysen

    Hier werden Ergebnisse von mehreren Erhebungen unmittelbar vor einer Klausur bzw. Klassenarbeit mitgeteilt. Bei den Klausuren handelt es sich um 'Einführung in die Versuchsplanung (Vers)' und 'Statistik 1 (Stat)' und 'Grundlagen des Lehrens und Lernens (Lern)' des erziehungswissenschaftlichen Studium an der Universität Saarbrücken, bei den Klassenarbeiten um Soziologieklassenarbeiten von 3 Klassen (hier A, B, C) der Klassenstufe 12 einer saarländischen Fachoberschule im Jahr 1983. (Klassenstärke: ca. 20 Schüler pro Klasse)
     
    Aktuelle Angstmaße unmittelbar vor einer Klausur bzw. Klassenarbeit
    Klausur bzw. Klassenarbeit
     Vers 
    '81
    Vers
    '96
    Vers 
    '98
     Vers 
    '00
    Stat 
    '96
     Stat 
    '03
    Lern 
    '03
    Soz A
    '83
    Soz B
    '83
    Soz C
    '83
    Ihr 
    Ergebnis
    N 23 27
    19
    26
    30
    51
    46
    ? ? ? 1
    SPA Mittelwert 28.8  32.7 
    31.6 
    29.9 
    31.4 
    35.3
    33.2
    30.0  30.6  26.1 
    SPA Standardabweichung 12.0  8.1 
    11.7 
    9.7 
    6.4  11.3 13.0 12.4  10.0  9.2 
    SPA Reliabilität Alpha .95  .73
    .95
     .94
    .80
    .94
    .96
    ? ? ?
    SPA Reliabilität Spearman .95  .85
    .94
     .93
    .85
    ?
    ?
    ? ? ?
    FT Mittelwert 3.6  3.8 
    4.1 
    3.9
    4.7 
    4.6
    4.4
    3.6 3.6 2.8
    FT Standardabweichung 2.6  2.0 
    2.6
    2.6
    1.9 
    2.6
    2.5
    2.9 2.3 1.8
    Korrelation SPA mit FT
       .90 
       .75
       .88
       .82
     .61 
     .89
     .90
    mindestens .78
    Klausuren Erziehungswissenschaft: Vers=Versuchsplanung; Stat=Statistik; Lern=Lehren und Lernen;
    Klassenarbeiten Klasse 12 Fachoberschule: Soz = Soziologie
    Die Untersuchung 1996 ergab schwächere Reliabilitätskennwerte als die Untersuchung 1981. Die 1981 gefundene einfaktorielle Struktur des SPA konnte 2003 bestätigt werden, nicht aber 1996. Unter Zugrundelegung aller Vpn (N=57) zeigt sich 1996 eine klare zweifaktorielle Struktur, wobei der erste Faktor inhaltlich eher als 'Angst, Furcht, Besorgtheit' und der zweite Faktor als 'Aufgeregtheit' interpretiert werden können. Als wichtige Resultate aus den Analysen des SPA im Jahre 1996 kann festgehalten werden:
  • Faktor 1: Besorgtheit (ängstlich, angsterfüllt, furchtsam, besorgt, unsicher)

  • Reliabilität ( Alpha = .84, Spearman Brown = .81, N=57)
  • Faktor 2: Aufgeregtheit (aufgeregt, gespannt, nervös)

  • Reliabilität (Alpha = .80, Spearman Brown = .86, N=57)
  • Beide Faktoren sind unabhängig voneinander.

  • (Korrelation zwischen Besorgtheit und Aufgeregtheit = .08, N=57, p>.05 ; nicht signifikant)
  • Der Faktor Besorgtheit korreliert höher mit dem FT (r =.57, N=57) als der Faktor Aufgeregtheit (r= .34, N=57).
  • Die Items des Faktors Aufgeregtheit erzielen unmittelbar vor der Prüfung klar signifikant höhere Werte als die Items des Faktors Besorgnis (t= 7.6 df=56, p<.001), was mit Befunden von 1981, sowie den Erhebungen im Jahr 2003 (t(50)=7.4; t(45)=8.4) übereinstimmt.

  • Ergebnisse zu den Items des SPA
     

    Die zum Vergleich angebotenen SPA-Itemmittelwerte basieren auf den Klausuren Statistik und Versuchsplanung aus dem Jahre 1996 (N=57) sowie Statistik 2003 (N=51)
    (1= minimal möglicher Wert; 7 = maximal möglicher Wert; 0 oder nichts = nicht beantwortetes Item)
     
    SPA-Items Vers/Stat - 
    1996
    Statistik
    2003
    Ihr 
    Ergebnis
    angsterfüllt 2.6
    3.2
    furchtsam 2.6
    3.4
    besorgt 3.5
    4.4
    ängstlich 3.7
    4.3
    unsicher 4.5
    4.8
    aufgeregt 5.0
    5.1
    nervös 5.1
    5.0
    (an)gespannt 5.1
    5.1
    (ab dem Jahr 2000 wurde das Item gespannt durch angespannt ersetzt)

    Interpretationshinweis

    Die hier berichteten Ergebnisse dienen als Anhaltspunkte, sind aber nicht als Normwerte für eine Prüfung zu begreifen.
    So lassen sich einige empirische Hinweise dafür finden, dass manche Schüler vor einer Mathematikklassenarbeit mehr Angst haben als vor einer Deutschklassenarbeit wie umgekehrt andere Schüler mehr Angst vor einer Deutschklassenarbeit haben als vor einer Mathematikklassenarbeit (Jacobs 1982). 1981 konnnte festgestellt werden, dass Lehramtkandidaten unmittelbar vor einer mündlichen Prüfung in Pädagogik signifikant höhere situative Angstwerte aufwiesen als die Teilnehmer in der Klausur Versuchsplanung. Ich weiß auch nicht, welche Angstwerte Studentinnen oder Studenten vor solchen Klausuren erreichen, die erfahrungsgemäß Durchfallquoten von mehr als 50% erbringen.
    Es ist demnach fraglich, ob es so etwas wie die Standardsituation 'Unmittelbar vor der Prüfung' überhaupt gibt. Teilweise aber offenbar doch: 29 Studenten nahmen 2003 sowohl an der Klausur Statistik, sowie eine Woche später an der Klausur "Lehren und Lernen" teil. Die aktuelle Angst unmittelbar vor beiden Klausuren korreliert bei annäherend vergleichbaren Angstmittelwerten wie folgt: SPA: r = .71, FT: r =.70.

    Validitätshinweise zu den Angstfragebögen

    Basierend auf früheren Befunden lässt sich behaupten:
    1. Erwartungsgemäß haben prüfungsängstliche Personen mehr aktuelle Angst in einer konkreten Prüfung als wenige prüfungsängstliche Personen.
    2. Die Angstfragebögen sind veränderungssensitiv, da sich signifikante Angstveränderungen im Verlauf der Prüfung nachweisen lassen.
    3. Aktuelle Angst korreliert relativ zuverlässig mit aktuellen angstrelevanten Variablen und es ergaben sich erwartungskonforme Ergebnisse gemäß den Prognosen aus der Prüfungsangsttheorie von Jacobs (1981).
    4. Aktuelle Angstveränderungen stehen in erwartetem Zusammenhang mit subjektiven Kompetenz- und Kompetenzdefizitveränderungen im Verlauf einer Prüfung bzw. im Vergleich über mehrere Prüfungen. (Kompetenz = Schätzung der eigenen Punktzahl, Kompetenzdefizit = (angestrebte Punktzahl - Schätzung der eigenen Punktzahl.)
    5. Mit den aktuellen Angstmaßen wurden pädagogische Interventionen auf ihre Wirksamkeit überprüft. (siehe z.B.: Angstabbau durch Transparenz?) Dabei sind die Angstfragebögen zum Teil mit geringfügigen Modifikationen mehrfach in der Schule eingesetzt worden (z.B. unmittelbar vor einer Klassenarbeit). Öfter sind dabei Korrelationen zwischen SPA und FT von r >= .80 erzielt worden.
    6. Der Zusammenhang zwischen den aktuellen Angstmaßen und situationsspezifischen Variablen ist höher als der Zusammenhang zwischen allgemeiner Prüfungsangst und den situationsspezifischen Variablen. (Allgemeine Prüfungsangst wurde dabei mit den gleichen Items wie SPA , jedoch mit dem Vorspann: "Wie fühlen Sie sich im allgemeinen in Prüfungen", gemessen)
    7. Klausuren, die weder benotet, noch mit Punkten bewertet werden, lösen deutlich weniger Angst aus. Probeklausuren, die bewertet, aber nicht benotet werden, lösen fast genauso viel Angst aus wie echte, benotete Klausuren.
    8. Benotete Quiz lösen signifikant mehr aktuelle Angst aus als unbenotete Quiz. Dies konnte auf der Basis eines experimentellen Versuchsplans mehrfach nachgewiesen werden. (Jacobs 2009)
    Aktuelle Angst unmittelbar vor einer  Klausur bzw. einem Test in Abhängigkeit von der Bewertung,
    Benotung und den Konsequenzen der Ergebnisse
    Testsituation
    aktuelle Angst unmittelbar vor
    einem Test bzw. einer Klausur
    SPA
    M
    s
    N
    Klausur wird benotet
    Statistik (2003)
    35,3 11,3 51
    EZW Lehren und Lernen (2003)
    33,2 13,0
    46
    Versuchsplanung bzw. Statistik
    30,9
    9,5
    125
    Anonyme Klausur wird bewertet, aber nicht benotet. 
    Probeklausur Statistik (2003)* 
    33,0
    11,7
    23
    Probeklausur Versuchsplanung* 
    27,6 9,4
    23
    Anonyme Klausur wird weder 
    bewertet noch benotet 
    Pädagogische Psychologie des Lehrens...
    18,0 10,1 23
    Internet für Pädagogen
    19,5 9,7 16
    Anonyme Tests im Rahmen von wissenschaftlichen Studien
     Beantwortung eines Persönlichkeitstests
    18,9
    ?
    16
    Behaltenstest nach Lernexperiment* 
    17,3
    9,9
    56

    * = Den Probanden war vor der Angstmessung bekannt, dass sie Rückmeldung über den Prozentsatz der korrekten Lösungen erhalten werden.


    Quellen:
    Jacobs, B. (1981). Angst in der Prüfung - Beiträge zu einer kognitiven Theorie der Angstentstehung in Prüfungssituationen. R. G. Fischer-Verlag. Frankfurt/Main. ;(Daten von Vers '81)
    Jacobs, B.(1982). Die Fachspezifität der Prüfungsängstlichkeit. Arbeitsbericht Nr. 13 aus der Fachrichtung Allgemeine Erziehungswissenschaft. Universität des Saarlandes.
    Jacobs, B., Bedersdorfer H.-W.,Bohse-Wagner, N. (1983). Angstabbau durch Transparenz- Eine quasiexperimentelle Felduntersuchung zur ökologischen Validierung eines theorieorientierten Interventionsprogramms zur Reduktion von Angst in der Prüfung. Arbeitsbericht Nr. 18 aus der Fachrichtung Allgemeine Erziehungswissenschaft. Universität des Saarlandes. ;(Daten von Soz '83)
    Jacobs, B. (2009) Leistungssteigerung durch Notendruck ? - Die Wirkung der Benotung auf die Studierleistungen in einem Seminar.
    URN: urn:nbn:de:bsz:291-psydok-25299    URL: http://psydok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2009/2529/

    ursprüngliche URL: http://www.phil.uni-sb.de/FR/Medienzentrum/verweise/psych/wwwfrage/spajava2.html
    created 29.2.1996, last update 3.11.2010; Bernhard Jacobs