Situative aktuelle Prüfungsangst (SPA)
Stellen Sie sich vor: Sie müssen gleich zur Prüfung antreten!
Im folgenden sollen Sie Angaben darüber machen, wie Sie sich im Augenblick fühlen.
Es kommt nicht darauf an, wie Sie sich im Allgemeinen oder gelegentlich fühlen, sondern,
wie gut die folgenden Worte Ihren Gefühlszustand zum jetzigen Zeitpunkt widerspiegeln.
Je mehr das Wort für Sie zutrifft, desto weiter links klicken Sie an,
je weniger das Wort Ihren Gefühlszustand widerspiegelt, desto mehr rechts klicken Sie an! (ab dem Jahr 2000 wurde das Item gespannt durch angespannt ersetzt)Interpretationshinweis
Die hier berichteten Ergebnisse dienen als Anhaltspunkte, sind aber nicht als Normwerte für eine Prüfung zu begreifen. So lassen sich einige empirische Hinweise dafür finden, dass manche Schüler vor einer Mathematikklassenarbeit mehr Angst haben als vor einer Deutschklassenarbeit wie umgekehrt andere Schüler mehr Angst vor einer Deutschklassenarbeit haben als vor einer Mathematikklassenarbeit (Jacobs 1982). 1981 konnnte festgestellt werden, dass Lehramtkandidaten unmittelbar vor einer mündlichen Prüfung in Pädagogik signifikant höhere situative Angstwerte aufwiesen als die Teilnehmer in der Klausur Versuchsplanung. Ich weiß auch nicht, welche Angstwerte Studentinnen oder Studenten vor solchen Klausuren erreichen, die erfahrungsgemäß Durchfallquoten von mehr als 50% erbringen.
Es ist demnach fraglich, ob es so etwas wie die Standardsituation 'Unmittelbar vor der Prüfung' überhaupt gibt. Teilweise aber offenbar doch: 29 Studenten nahmen 2003 sowohl an der Klausur Statistik, sowie eine Woche später an der Klausur "Lehren und Lernen" teil. Die aktuelle Angst unmittelbar vor beiden Klausuren korreliert bei annäherend vergleichbaren Angstmittelwerten wie folgt: SPA: r = .71, FT: r =.70.Validitätshinweise zu den Angstfragebögen
Basierend auf früheren Befunden lässt sich behaupten:
- Erwartungsgemäß haben prüfungsängstliche Personen mehr aktuelle Angst in einer konkreten Prüfung als wenige prüfungsängstliche Personen.
- Die Angstfragebögen sind veränderungssensitiv, da sich signifikante Angstveränderungen im Verlauf der Prüfung nachweisen lassen.
- Aktuelle Angst korreliert relativ zuverlässig mit aktuellen angstrelevanten Variablen und es ergaben sich erwartungskonforme Ergebnisse gemäß den Prognosen aus der Prüfungsangsttheorie von Jacobs (1981).
- Aktuelle Angstveränderungen stehen in erwartetem Zusammenhang mit subjektiven Kompetenz- und Kompetenzdefizitveränderungen im Verlauf einer Prüfung bzw. im Vergleich über mehrere Prüfungen. (Kompetenz = Schätzung der eigenen Punktzahl, Kompetenzdefizit = (angestrebte Punktzahl - Schätzung der eigenen Punktzahl.)
- Mit den aktuellen Angstmaßen wurden pädagogische Interventionen auf ihre Wirksamkeit überprüft. (siehe z.B.: Angstabbau durch Transparenz?) Dabei sind die Angstfragebögen zum Teil mit geringfügigen Modifikationen mehrfach in der Schule eingesetzt worden (z.B. unmittelbar vor einer Klassenarbeit). Öfter sind dabei Korrelationen zwischen SPA und FT von r >= .80 erzielt worden.
- Der Zusammenhang zwischen den aktuellen Angstmaßen und situationsspezifischen Variablen ist höher als der Zusammenhang zwischen allgemeiner Prüfungsangst und den situationsspezifischen Variablen. (Allgemeine Prüfungsangst wurde dabei mit den gleichen Items wie SPA , jedoch mit dem Vorspann: "Wie fühlen Sie sich im allgemeinen in Prüfungen", gemessen)
- Klausuren, die weder benotet, noch mit Punkten bewertet werden, lösen deutlich weniger Angst aus. Probeklausuren, die bewertet, aber nicht benotet werden, lösen fast genauso viel Angst aus wie echte, benotete Klausuren.
- Benotete Quiz lösen signifikant mehr aktuelle Angst aus als unbenotete Quiz. Dies konnte auf der Basis eines experimentellen Versuchsplans mehrfach nachgewiesen werden. (Jacobs 2009)
Aktuelle Angst unmittelbar vor einer Klausur bzw. einem Test in Abhängigkeit von der Bewertung,
Benotung und den Konsequenzen der Ergebnisse
Testsituation aktuelle Angst unmittelbar vor
einem Test bzw. einer KlausurSPA M s N Klausur wird benotet Statistik (2003)35,3 11,3 51 EZW Lehren und Lernen (2003)33,2 13,0 46 Versuchsplanung bzw. Statistik 30,9 9,5 125Anonyme Klausur wird bewertet, aber nicht benotet. Probeklausur Statistik (2003)* 33,0 11,7 23 Probeklausur Versuchsplanung*27,6 9,4 23Anonyme Klausur wird weder
bewertet noch benotet Pädagogische Psychologie des Lehrens...18,0 10,1 23 Internet für Pädagogen19,5 9,7 16 Anonyme Tests im Rahmen von wissenschaftlichen Studien Beantwortung eines Persönlichkeitstests 18,9 ? 16 Behaltenstest nach Lernexperiment* 17,3 9,9 56* = Den Probanden war vor der Angstmessung bekannt, dass sie Rückmeldung über den Prozentsatz der korrekten Lösungen erhalten werden.
Quellen:Jacobs, B. (1981). Angst in der Prüfung - Beiträge zu einer kognitiven Theorie der Angstentstehung in Prüfungssituationen. R. G. Fischer-Verlag. Frankfurt/Main. ;(Daten von Vers '81)
Jacobs, B.(1982). Die Fachspezifität der Prüfungsängstlichkeit. Arbeitsbericht Nr. 13 aus der Fachrichtung Allgemeine Erziehungswissenschaft. Universität des Saarlandes.
Jacobs, B., Bedersdorfer H.-W.,Bohse-Wagner, N. (1983). Angstabbau durch Transparenz- Eine quasiexperimentelle Felduntersuchung zur ökologischen Validierung eines theorieorientierten Interventionsprogramms zur Reduktion von Angst in der Prüfung. Arbeitsbericht Nr. 18 aus der Fachrichtung Allgemeine Erziehungswissenschaft. Universität des Saarlandes. ;(Daten von Soz '83)
Jacobs, B. (2009) Leistungssteigerung durch Notendruck ? - Die Wirkung der Benotung auf die Studierleistungen in einem Seminar.
URN: urn:nbn:de:bsz:291-psydok-25299 URL: http://psydok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2009/2529/
ursprüngliche URL: http://www.phil.uni-sb.de/FR/Medienzentrum/verweise/psych/wwwfrage/spajava2.html
created 29.2.1996, last update 3.11.2010; Bernhard Jacobs