B. Jacobs, Bildungswissenschaften der Universität des Saarlandes  (Januar 2016)

Erste Ergebnisse zur Smartphoneversion des Konzentrationstests ZRF_20_5

Bei der Smartphoneversion des  ZRF_20_5 muss die Testperson 5 mal fehlerfrei die zufällig angeordneten Zahlen 1 bis 20 in korrekter Reihenfolge antippen.

Im Gegensatz zur Computerversion, die 4 Reihen mit jeweils 5 Zahlen umfasst, werden in der Smartphoneversion 5 Reihen mit 4 Zahlen vorgegeben.

Studierende aus 4 Seminaren des Verfassers wurden gebeten, die Smartphoneversion des ZRF_20_5, im Folgenden SMART_ZRF_20_5 genannt, mit den ihnen verfügbaren  Smartphones zu bearbeiten. Da von diesen Studierenden bereits die Testergebnisse des ZRF_20_5 in seiner klassischen Computervariante vorlagen, können beide Varianten miteinander verglichen werden. Beim Smartphone müssen die Zahlen via Finger Tapping angeklickt werden, während bei der klassischen Computervariante der linke Mausklick erforderlich ist.

Technische Probleme mit der Smartphoneversion

Während die Smartphoneversion bei vielen Studierenden keine Probleme verursachte, klagten etliche Studierende über einige Ungereimtheiten (z.B. unvermitteltes Zoomen). Derartige Reaktionen führten zu ungewöhnlich vielen Fehlern und in seltenen Fällen zum Abbruch des Programms. Als gänzlich unbrauchbares Gerät erwies sich das iPhone. Hier wurden die Zahlen statt in einem Rechteck kreisförmisch umrandet und darüber hinaus die Lesbarkeit der Zahlen eingeschränkt. Studierende berichteten weiterhin, besonders schnelle Reaktionen hätten beim iPhone fälschlicherweise Fehlerrückmeldungen verursacht, weil die bereits abgelaufenen Reaktionen zu langsam verarbeitet wurden. Die bisherigen Erfahrungen lassen zunächst einmal den Schluss zu, dass nicht alle Smartphones (und das iPhone ganz und gar nicht) für die Bearbeitung des SMART_ZRF_20_5 geeignet sind.

Analyse der Daten und Datenbereinigung

Zunächst stellte sich die Aufgabe, die verfügbaren Daten auf Plausibilität zu prüfen und solche Fälle auszuschließen, die begründete Zweifel an der notwendigen Funktionalität des Gerätes vermuten ließen. Nach Durchsicht der Daten wurde entschieden, alle Testwerte aus dem Datensatz herauszunehmen, die mindestens 4 Fehlversuche beinhalteten, weil beim klassischem ZRF_20_5 im Durchschnitt etwas weniger als ein Fehlversuch vorkommt. Anschließend wurde bei den im Datensatz verbliebenen Studierenden für die Bearbeitungszeiten die Variable "ZRF_20_5 - SMART-ZRF_20_5" gebildet und mittels Boxplot von Tukey auf Ausreißer hin untersucht. Hierbei wurden zwei eindeutige Ausreißer entdeckt, die in der Smartphoneversion unverhältnismäßig mehr Zeit als in der klassischen Variante benötigten (ca. 3 Standardabweichungen).

Ergebnisse

Nachfolgende Analysen beziehen sich auf die bereinigten Daten und umfassen insgesamt 76 Studierende. Die in Abbildung 1 gezeigte Häufigkeitsverteilung ähnelt in hohem Maße den bisherigen Erfahrungen mit dem klassischen ZRF_20_5, wie sie etwa im Testmanual (Jacobs 2015) dargestellt ist.

Abbildung 1. Häufigkeitsverteilung: SMART_ZRF_20_5

Tabelle 1 stellt die deskriptiven Befunde der Smartvariante und des ZRF_20_5 für alle verfügbaren Studierenden zu den jeweiligen Testerhebungszeitpunkten dar.

Tabelle 1: Deskriptive Ergebnisse für beide ZRF_20_5 Varianten

Datum 10.1.2016   1.11.2015
Test SMART ZRF_20_5   Computer
ZRF_20_5
N 76   97
       
Mittelwert 19,7   19,8
Median 19,5   18,9
Streuung 4,6   4,6
Schiefe 0,3   0,8
Kurtosis 0,4   0,8
       
Alpha 0,89   0,90


Wie aus Tabelle 1 hervorgeht, fallen die Ergebnisse in hohem Maße vergleichbar aus. Von 65 Studierenden liegen Bearbeitungszeiten zu beiden Erhebungszeitpunkten vor. Die Mittelwerte beider Varianten fallen mit 19,56 für Smartphone und 19,52 für Computer nahezu identisch aus.

Beide Konzentrationstestvarianten wurden im Abstand von ca. 7 Wochen erhoben. Diese Zeitdifferenz ist bei der Betrachtung von Tabelle 2 zu berücksichtigen. Da man beide Testvarianten des ZRF_20_5 weitgehend als gleichwertig betrachten kann, liefert die Korrelation zwischen SMART_ZRF_20_5 und ZRF_20_5 von r= .65 eine brauchbare Schätzung der Retestreliabilität für den Zeitabstand von 7 Wochen. 

Tabelle 2: Zusammenhänge des SMART_ZRF_20_5 mit etlichen Konzentrationstests (Zeitabstand ca. 70 Tage)

 

Test r
Zahlenreihenfolgetest ZRF_20_5 .65
Variante des Trail Making Test TMT_B_v .71
Variante des Berliner Shape Trail Test BSTT_v .67
Buchstabe, Symbol, Zahl (BSZ) .40
erste Ziffer gerade, zweite Ziffer ungerade (GU) .48
Konzentrationstest d2_v .55

Anmerkung: Literaturhinweis zu den Tests siehe Literaturverzeichnis. Die Tests waren alle als Online-Varianten konzipiert worden.
 

Auch die aus Tabelle 2 hervor gehenden Korrelationen des SMART_ZRF_20_5 mit den 7 Wochen früher erhobenen Konzentrationstests gleichen den analogen Zusammenhängen mit dem ZRF_20_5, auch wenn sie wegen des Zeitabstands gelegentlich etwas niedriger ausfallen. Man hätte allerdings erwartet, dass der SMART_ZRF_20_5 mit sich selbst  (hier ZRF_20_5) höher korreliert als mit den beiden B-Formen des Trail-Making-Tests. Beide Trail-Making-B-Form-Varianten sind anspruchsvoller als der ZRF_20_5 und erfordern mehr Bearbeitungszeit.

Zusammenfassung

Vor der Nutzung des SMART_ZRF_20_5 muss bekannt sein, ob das verwendete Gerät eine ordnungsgemäße Testung ermöglicht. Ist dies der Fall, dann kann der Test auch auf einem Smartphone durchgeführt werden, da die Smartphoneversion und die klassische Computerversion des ZRF_20_5 hoch vergleichbare deskriptive Befunde und Testgütekriterien erbrachte. Durch die mögliche Nutzung des Smartphones erhöht sich die Chance für die Forschung, Konzentration mit hoher Flexibilität hinsichtlich Ort und Zeit erheben zu können.


Literatur

Brickenkamp, R. Schmidt-Atzert, L., Liepmann, D. (2010). d2 –Revision Aufmerksamkeits-und Konzentrationstest - Manual. Hogrefe

Jacobs, B. (2015a) Der Zahlenreihenfolgetest 20_5 Psychometrikon - psychologisch medizinisches Testportal - http://psychometrikon.de/inhalt/suchen/test.php?id=c98cf246e31e3cd376cdfe94ad04df78 DOI: 10.6099/1000211

Jacobs, B. (2015b) Konzentrationstest Buchstabe, Sonderzeichen, Zahl (BSZ)
http://bildungswissenschaften.uni-saarland.de/personal/jacobs/diagnostik/tests/konzentration/bsz/bsz_start.html

Jacobs, B. (2016c). GU-Test.
http://bildungswissenschaften.uni-saarland.de/personal/jacobs/diagnostik/tests/konzentration/gu_neu/index.html

Reitan, R.M. (Ed.). (1992). Trail Making Test. Tucson, AZ:Reitan Neuropsychology Laboratory.

Riemer, T. G. (2015). Der Berliner Shape Trail Test–Charakterisierung und Validierung eines neuen Trail Making Tests (Doctoral Dissertation, Freie Universität Berlin).


created 15.1.2016, B. Jacobs